Donnerstag, 9. Oktober 2014

Tourismuszone, Öffnungszeiten und seltsame Arbeitszeiten

In Wien gibt es derzeit eine Diskussion um die Einführung von Tourismuszonen. Die Wirtschaftskammer ist dafür, aber nicht alle Unternehmer. Der sozialdemokratische Unternehmerverband ist mehrheitlich gegen, der schwarze Wirtschaftsbund mehrheitlich dafür, wie die Presse schreibt. Die Gewerkschaft der Handelsangestellten ist dagegen. Ökonomische Analysen zeigen in der Regel, dass Sonntagsöffnungszeiten Beschäftigung, Umsätze und die Anzahl von Geschäften in den deregulierten Branchen/Zonen hat (z.b. 1). Allerdings zeigt Goos, dass dieser Effekt wahrscheinlich durch Beschäftigungsreduktionen, Umsatzreduktionen und Reduktionen der Geschäfte in nicht de-regulierten Branchen/Zonen wieder ausgeglichen wird. Die Tageswoche schreibt, dass in der Regel vor allem der Lebensmittelhandel profitiert und die grossen Ketten auf weitere Liberalisierungen drängen. Insgesamt spricht allerdings wenig gegen Sonntangsöffnungzeiten. Härterer Wettbewerb führt in der Regel zu Vorteilen für die Kunden. Allerdings kann man ausser in Tourismuszonen davon ausgehen, dass Konsumenten da Öffnungszeitenänderungen ihr Konsumbudget grossartig verändern, ausser vielleicht ein wenig die Zusammensetzung ihrer Einkäufe. Allerdings werden Geschäfte, die nicht mitmachen können (oder dürfen) Marktanteile verlieren. In Tourismuszonen erhofft man sich positive Effekte durch Touristen, die sonst nicht einkaufen würden.

Das Argument, warum die Gewerkschaft dagegen ist, könnte mit der Argumentation von Hamermesh und Stancarelli auf VOX-EU zusammenhängen. Sie fragen, warum Amerikaner seltsamere Arbeitszeiten haben als Europäer (mehr Arbeit an Wochenenden und in der Nacht). Ihre Ergebnisse zeigen, dass Öffnungszeitenregulierungen (Nachtöffnung, Sonntagsöffnung) den wichtigsten Beitrag zur Erklärung dieser Unterschiede bietet:
Why are Americans so much more likely to work at strange times than Europeans?The results here show that it is not because Americans work more than Europeans. 
  •  One cause might be the greater inequality of earnings in the US that induces low-skilled workers earning relatively less than low-skilled Europeans to desire more work at times that pays a wage premium. 
  •  Another possibility is cultural, so that Americans just enjoy working at these times more than their European counterparts. But citing cultural differences is an easy way to avoid thinking or doing anything about an issue. 
Many European countries impose penalties on work at nights and on weekends, with some of the penalties being quite severe (Cardoso et al. 2012). (...) Work at different times of the week is substitutable, and employers are responsive to changing incentives to alter the timing of work. But that evidence also shows that even substantial incentives do not produce huge changes in work timing. If we really want to reduce the amount of work that occurs at times that are viewed as unpleasant, the solution may be to revert to the shop-closing laws (Blue Laws) that prevailed in the US years ago. No free-marketer would like this, but it may well be worth reviving these laws in order to get the US out of what might be a low-level, rat-race equilibrium.
Die gesamtwirtschaftlich Wohlfahrtseffekte von Öffnungszeiten können dennoch positiv sein. Sie hängen letztlich davon ab wie die positiven Effekte, dass Konsumenten auch am Sonntag einkaufen können, die zusätzlichen Einkommen durch Touristen und negativen Effekte auf Geschäfte außerhalb der Tourismuszonen bzw. die Auswirkungen auf die Arbeitnehmer bewertet werden.

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