Sonntag, 14. September 2014

Weitere unpopuläre Maßnahmen: Demographie und Pensionen


Baldwin und Teulings betonen in ihrem Überblicksartikel zur Sekulären Stagnation auch, dass einer der Faktoren für die niedrigen Zinssätze der demographische Wandel ist. Die Überalterung der Gesellschaft führt zu höheren Sparraten und gleichzeitig auf grund der geringeren Bevölkerungsdynamik auch zu einem geringerem Investitionsbedarf. Wie kann hier wirtschaftspolitisch gegengesteuert werden?

Eine Möglichkeit wäre die Erhöhung der Pensionsantrittsalter. Ein Paradox des Prozesses der Überalterung der Gesellschaft jener ist, dass mehr gespart wird, dadurch die realen Zinssätze sinken und damit wiederum die Notwendigkeit zum Sparen steigt, weil Sparen niedrige Erträge aufweisst. In diesem Fall würde Gleichzeitig auch die Wahrscheinlichkeit des Entstehens von spekulativen Blasen steigen, weil die Sparer höhere Erträge erzielen wollen. Eine Erhöhung des Pensionsantrittsalters würde die Notwendigkeit zu Sparen reduzieren, weil länger angespart wird und für eine kürzere Pensionszeit Geld zurückgelegt werden muss. Dies würde auch gleichzeitig die Sparraten reduzieren.
Diese Möglichkeit ist mit Sicherheit unpopuläre, aber nicht alle können gleichzeitig in Pension sein.

Interessanterweise betonen Baldwin und Teulings auch die Bedeutung von umlagefinanzierten öffentlichen Pensionsystemen. Diese sollten in ihrer Glaubwürdigkeit gestärkt werden. Heute passiert von Banken und Versicherungen das Gegenteil. Sparer werden in Bezug auf die Umlagesysteme weitgehend verunsichert. Während individuell gesehen höhere Vorsorge besser ist, kann dies in einer situation wie der sekulären Stagnation markoökonomisch ungünstig sein. Hier sei angemerkt, dass ökonomisch gesehen (nachhaltige) umlagefinanzierte Systeme in der Tat wie eine Versicherung funktinieren. Sie reduzieren gleichzeitig auch die Notwendigkeit zu Vorsichtszwecken zu sparen. Denn umlagefinanzierte Systeme federn auch Kursrisiken ab, die bei allen anlagebasierten Systemen zu Unsicherheiten in Bezug auf die effektive Pensionsöhe zum Pensionsantrittszeitpunkt führt. Im Vergleich zu den meisten analgebasieren System glätten Umlagesysteme die Auszahlungen. Analgebasierte Systeme haben immer ein systemisches Kursrisiko (wie es in der grossen Finanzkrise deutlich zum Ausdruck gekommen ist). Es sollte klar sein, dass eine Erhöhung des gesetzlichen und des faktischen Pensionsantrittsalters zwar unpopulär sein wird, aber gleichzeitig die Glaubwürdigkeit des Umlagesystems als solchen stärken würde.

In entwickelten Ländern (wie Österreich) ist eine Stärkung des umlagefinanzierten öffentlichen Pensionssystems auch equivalent mit fiskalpolitischer Maßnahmen, denn in vielen dieser Länder müssen Umlagesysteme (wie in Österreicht) durch staatliche Zuschüsse finanziert werden. Auch haben Sozialversicherungsbeiträge zu Umlagsystemen viele Ähnlichkeiten mit Steuern. Dies muss nicht unbedingt negativ sein. Richard Koo von Nomura (der die These einer blance-sheet-recession vertritt) argumentiert, dass in Phasen von exzessiven Sparen die Fiskalpolitik gegensteuern muss. Fiskalpolitische Maßnahmen zur Stützung der Kaufkraft (z.b. Pensionen) sind wahrscheinlich eh sinnvoller als der Bau spektakulärer Tunnels oder die staatlichen Aufwendungen durch dar Retten von insolventen Banken (auch wenn das oft notwenig ist).

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