Montag, 29. Oktober 2012

... nochmals Multiplikatoren

Mathias Klein und Georg Quaas haben eine Post über ein- und ausgabenseitige Multiplikatoren auf Ökonomenstimme. Im Gegensatz zur vorherigen Post über Multiplikatoren über den Konjunkturzyklus, analysieren Klein und Quaas unterschiedliche Instrumentarien der Politik und testen die grundlegende Hypothese ob ausgabenseitige Multiplikatoren (Staatsausgaben wie Infrastruktur) höhere Multiplikatoreneffekte aufweisen als einnahmenseitige Multiplikatoren (Steuersenkungen).

Zum überprüfen der Hypothese verwenden sie zwei ökonometrisch kalibrierte Modelle (KOMO und EMGE - detals siehe post), weil:
Wir gehen davon aus, dass makroökonometrische Modelle mittlerer Größenordnung auf dem Gebiet der Konjunktur-, Wachstums- und Krisenforschung ein Instrumentarium darstellen, das durch die modernen Trends in der Ökonometrie nur bedingt ersetzt werden kann. Eine der wesentlichen Ursachen dafür besteht darin, dass nur mit Simulationen auf der Grundlage eines komplexen makroökonometrischen Modells die ceteris paribus-Bedingung sichergestellt werden kann, während bei den sonst üblichen Analysen oft zu lesen ist: “[…] it has not been possible to control for all other policy variables that might have influenced the evolution of GDP."
Ihre Ergebnisse:



Die Ergebnisse sind für die beiden Modelle unterschiedlich. Die Autoren sprechen auch davon, dass einige der Simulationen auch misspezifiziert sein können. Sie vermuten eher das KOMO - Modell. Allerdings zeigt auch im KOMO Modell (mit Ausnahme der monetären Transfers an private Haushalte), dass Staatsausgaben Steuersenkungen als fiskalpolitischer Impuls überlegen sind. Genau so wie es die keynesianischen Einführungslehrbücher es zeigen. Allerdings kann das auch Modellspezifikation sein ;). Daher hätte ich gern ein bisschen mehr Modelle aber auch Evidenz auf Basis ökonometrischer Analysen. Insbesonders bei makroökonomischen Zusammenhängen ist die die Vielfalt der Evidenz relevant. Zum einen kann einm einzelnes Ergebnis kann immer auch dem Zufall oder exzessiven Datenquälen geschuldet sein, zum anderen können erst so Überlegungsfehler festgestellt werden. Let the data speak ist naiv, allerdings auch zuviel Zuversicht in die theoretische Modelle mit zweifelhaften Annahmen  - jedes Modell muss ein zwei oder mehrere explizite oder implizite zweifelhafte Annahmen aufweisen.

Qual und Klein haben aber auf jeden Fall recht, wenn sie im Abschluss ihres Beitrags schreiben:
Selbst wenn man einräumt, dass auch Multiplikatoren keine Konstanten sind, so dürfte ihre Kenntnis doch zumindest für die aktuelle Diskussion eine wesentlich verlässlichere Richtschnur sein als das oft anzutreffende Schema: Konjunkturstimuli – Wunderwaffe oder Strohfeuer?

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