Donnerstag, 4. Oktober 2012

Inflation, Südeuropa und die zone

Stephanie Schmitt-Grohe and Martin Uribe von der Columbia University haben ein Papier mit dem Titel The Case for Temporary Inflation In the Eurozone. In diesem Papier schlagen Schmidt-Grohe und Uribe ein kurzfristiges Inflationsziel von 4% vor, welches in ihren Augen nicht inkonsistent mit einem langfristigen Inflationsziel der EZB von 2% ist. Das Inflationsziel soll so lange 4% betragen bis die Arbeitslosenraten in Südeuropa auf ein akzepables Niveau gefallen sind (sie schlagen eine Reduktion um 10 Prozentpunkte vor).

In dem Papier skizzieren Schmidt-Grohe und Uribe ein Modell, welches zum Ergebnis kommt, dass die gewünsche gelpolitische Intervention die realen Löhne in den südeuropäischen Ländern etwa auf das Niveau von der Krise bringt.


Der zentrale Mechanismus um Modell ist es die Produktion bzw. Nachfrage nach nicht-gehandelten Gütern zu erhöhen, weil es nach unten rigide Löhne gibt. Rigide Löhne implizieren, dass eine Anpassung am Arbeitsmarkt über Quantität nicht über Preise (=Löhne) führt. Arbeitslosigkeit steigt. Wie es in den meisten südeuropäischen Ländern auch passiert ist.

Eine (unrealistische) sofortige Lohnanpassung würde zu einer Veränderung der Preise für international gehandelte und nicht-gehandelten Gütern führen und die Verschiebung der Nachfrage den Abwärtstrend stoppen. In einer Währungsunion ist eine Veränderung der der Wechselkurse auch keine Option.

Eine aktive Fiskalpolitik, die die Nachfrage nach nicht-handelbaren Gütern erhöhen würde ist auch außerhalb der Reichweite der Länder - wegen des Fokus auf Sparen in der EU und von Seiten der internationalen Organisationen.

Bleibt nur die Geldpolitik. Eine Erhöhung des Preisniveaus von handelbaren Gütern entspricht ausländischer Inflation, und wenn die Löhne in den Ländern nicht auf die Inflation reagieren, reduzieren sich die Preise inländischer (=südeuropäischer Güter). Der Preisunterschied zwischen importierten Waren und inländischen (nicht-handelbaren) Gütern führt zu einer Nachfrageerholung. Im "Norden" sollte die Inflation höher sein, weil es keinen Grund gibt, dass die Löhne sich nicht anpassen sollten:

The situation is different for the members of the monetary union in which the lower bound on wages is not binding. There, the real exchange rate is at its full-employment level and therefore does not need to change. Consequently, the increase in P Mt should be met with an increase in the nominal price of nontradables of the same proportion. It follows that the increases in the overall price level is proportionally larger in countries in which the nominal wage rigidity is not binding.

Dieses Papier und diese  Post sollte auch  klar machen, dass Inflation nicht primär der Weginflationierung von Staatschulden dient, sondern als ein relativ effizienter und billiger Mechanismus (im Sinn von Leid und Kosten) betrachtet werden kann um die Ungleichgewichte in der Eurozone auszugleichen. Ein Auseinanderbrechen der Eurozone oder interne Abwertung über Sparprogramme ist wahrscheinlich teurer, insbesondere für die produktiven Teile der Volkswirtschaft. In dieser Hinsicht sind Keynes (the economic consequences of Mr. Churchill) und Friedman (the Case For Flexible Exchange Rates) nicht weit voneinander entfernt ...

Hier passt auch das folgende Zitat von Chris Sims:
If the ECB does continue to intervene strongly enough to prevent an attack on the debt of the large southern tier countries, it will force confrontation of the need for fiscal coordination. Though confronting the need will not automatically lead to the necessary institutional change, it seems to me that there is reason to hope that the political effort and innovation required will be forthcoming.

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