Dienstag, 19. Mai 2009

Wie wirkt eine Inflations- oder Deflationssteuer?

Nachdem es einiges an Kontroverse darum gibt was uns bevorstehen wird. Inflation, Hyperinflation oder Deflation. Der Economist meint Deflation sei das größere Übel.

Inflation und Deflation sind dann gefährlich, wenn sich eine Inflationsspirale (auf Preiserhöhungen folgen Lohnerhöhungen die die Inflation weiter anfachen) oder eine Deflationsspirale (auf Preissenkungen folgt Konsum- oder Investitionsrückgang weil weitere Preisreduktionen erwartet werden, die dann eintreten und ...) ergeben.

Was passiert jetzt bei einer Änderung der Inflation. Es kommt zur Umverteilung von Nominalvermögen. In einem interessanten Paper haben Doepke und Schneider (Inflation and the Redistribution of Nominal Wealth, with Martin Schneider. Journal of Political Economy, December 2006) die Umverteilungseffekte von Inflation untersucht. Am interessantesten sind ihre Ergebnisse bezüglich der Haushalte, für die sie unterstellen, dass die Nominalvermögen der Vermögensverteilung in den USA nach Alterkohorten entspicht. Das Ergebnis:

1. Die Alten verlieren substantiell auf Kosten der Jungen.
2. Die Jungen in mittleren Einkommensklassen mit erheblichen Schulden gewinnen am meisten.
3. Die Armen gewinnen und verlieren wenig - aber wieder gewinnen die Jungen und verlieren die Alten.

Dieses Ergebnis ist vor allem dadurch getrieben, dass junge Schulden aufnehmen um z.B. Häuser, Wohnungen etc. zu kaufen, während die Alten diese Vermögenswerte bereits abgezahlt haben und durch die Entwertung ihrer Geldvermögen getroffen werden. Ein weiterer Gewinner ist der Staat, dessen Verbindlichkeiten - soweit sie in inländischer Währung gehalten werden - durch die Inflation schmelzen.

Das Ergebnis für die Armen hängt in einem Wohlfahrtsstaat auch davon ab, wie die Transferzahlungen an die Inflation angepasst werden. Hier gibt es einen Konflikt: Weil bei einem hochverschuldeten Staat davon ausgegangen werden kann, dass dieser einen Anreiz hat die Inflation weniger als proportional auszugleichen sollten die Armen hier zu den Verlieren gehören, insbesondere die alten Armen. Andererseits sind die Alten demographisch eine politisch wichtige Gruppe, die keine Partei vernachlässigen kann. Daher wird hier Druck entstehen die Verlierer zu kompensieren.

Ein Großteil der letztjährigen Inflation und der jetztigen extrem niedrigen Inflation ist auf Schwankungen im Öl- und Energiepreis sowie anderer Rohstoffpreise zurückzuführen. Zweitrundeneffekte waren kaum in Sicht. Eine solche Inflation verursacht Verteilungsprobleme, wenn die Güter nicht substituiert werden können. Für Verteilungsprobleme ist die Fiskalpolitik zuständig. Eine derartige Inflation ist importiert: Durch die höhere Nachfrage (die bösen Chinesen) und die geringere Förderkapazitäten (sorry aber das Öl ist eine endliche Ressource). So eine Inflation kann dennoch destabilisierend wirken, denn im Gegensatz zu einer homogenen Inflation über viele Güterklassen ist nicht ganz eindeutig wie die Zentralbank reagieren soll.

4 Kommentare:

  1. Die Umverteilung durch Inflation kann man aber nur dann ermitteln, wenn man vorgibt, in welchem Maße die Realzinsen nicht Schritt halten: Sofern Anleger und Schulder variabel verzinslich engagiert sind (bzw. sich nach Auslaufen einer zeitlich eng begrenzten Zinsfestschreibung neu engagieren), verlieren sie durch Inflation gar nichts, wenn die Realzinsen nicht negativ werden. Implizite Annahme müßte also sein, daß die Realzinsen in einem Inflationsszenario leiden und ggf. erheblich negativ werden.

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  2. Es geht nicht mehr lange und wir spüren die Wirkung der staatlichen Konjunktur Pakete. Meiner Meinung nach wird die Kriese zu fest herbeigeredet, dabe ist sie gar nicht so spürbar!

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  3. Für den Endverbraucher ist die Krise bisher wirklich kaum spürbar. Einzig durch die Banken und den Stellenabbau erfahren sie davon. Die Zinsen der Banken fallen ja seit Monaten nur noch.

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  4. verlierer wird es immer geben!

    die frage lautet wer sind sie und werden sie richtig benannt oder wer sind die gewinner?

    das zeigt sich allerdings erst, nachdem es vorbei sein wird und wann wir dies zu recht sagen können, ist noch unbekannt.

    gruss
    eachtradingday

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